Google hat nicht nur die Welt verändert, sondern auch die Regeln der Innovation neu geschrieben. Doch wie? Gibt es eine geheime Strategie hinter den bahnbrechenden Erfolgen? Ja! Und zwar ist es die 70-20-10-Formel. Eine Methode, die nicht nur Google antreibt, sondern auch Ihr Unternehmen transformieren kann.
70-20-10: die Grundidee
Die 70-20-10-Regel ist ein Model für Lernen und Entwicklung im beruflichen Kontext das 1996 von Morgen McCall, Michael M. Lorbardo und Robert A. Eichinger entwickelt wurde. [^1]: Lombardo, Michael M, Eichinger, Robert W (1996). The Career Architect Development Planner (1st ed.). Minneapolis: Lominger. p. iv. ISBN
Aus ihrer Forschungsarbeit mit knapp 200 Führungskräften kristallisierte sich folgende Lern- und Entwicklungsstrategie für Creative Leadership heraus:
70 % Learning on the Job. Der größte Teil des Lernens findet durch direkte Tätigkeiten und Herausforderungen im Arbeitsalltag selbst statt. Dies umfasst die praktischen Anwendungen, Bewältigung neuer Aufgaben, das Lösen von Problemen sowie das Lernen aus Fehlern. Durch dieses „Learning by Doing“ erwerben Mitarbeiter und Führungskräfte das Gros ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse.
20 % lernen durch soziale Interaktionen. Ein weiterer bedeutender Teil des Lernens erfolgt durch den Austausch mit anderen. Diese entwicklungsfördernden Interaktionen beinhalten Feedback von Vorgesetzten, Mentoring, Coaching sowie die Zusammenarbeit mit Kollegen. Durch implizite Beobachtung und explizite Kommunikation werden Verhaltensweisen und Fachwissen vermittelt.
10 % Lernen durch Seminare und Trainings. Dieser Anteil des Lernens wird durch strukturierte Bildungsmaßnahmen erzielt. Seminare, Workshops oder E-Learning sind enorm wichtig, um den Blick über den Tellerrand zu wagen. Insbesondere kann hier nicht nur frisches Wissen erworben werden, sondern auch das Metalearning.
Die 70-20-10-Regel bei Google
Eric Schmidt übertrug das Modell von der Führungskräfteentwicklung auf die Innovationsstrategie von Google. Diese ist von der ursprünglichen 70-20-10-Regel abgeleitet und auf die Innovationsfähigkeit übertragen:
- 70 % der Ressourcen werden dem Kerngeschäft gewidmet. Den Hauptprodukten und -dienstleistungen des Unternehmens wird die größte Aufmerksamkeit zuteil. Hier im Core-Business steht die iterative Innovation an erster Stelle.
- 20 % fließen in „adjacent Businesses“. Diese angrenzenden Geschäftsfelder sind mit dem Kerngeschäft verwandt. Jedoch sprechen sie neue Marktsegmente oder Produktlinien an.
- 10 % sämtlicher Ressourcen fließen in völlig neue disruptive Ideen. Diese stehen nicht in direkter Verbindung mit dem aktuellen Geschäft.
Diese Innovationsstrategie zielt darauf ab, das Kerngeschäft durch iterative Innovationen zu stärken und gleichzeitig Raum für Innovationen und Wachstum in verwandten Bereiche zu schaffen und neuen disruptiven Ideen den nötigen Freiraum zu geben.
Anwendung der Regel bei Google
Google hat die 70-20-10-Regel in seine Unternehmenskultur fest integriert, um Innovation und Wachstum gedeihen zu lassen. Die Aufteilung der Arbeitszeit und Ressourcen erfolgt wie folgt:
- 70 % der Ressourcen widmet Google dem Kerngeschäft. Die Hauptprodukte und -dienstleistungen des Unternehmens wie Google-Search, Ads und die Cloud-Infrastruktur stehen hier voll im Mittelpunkt.
- 20 % fließen in „adjacent Businesses“. Das sind nahe am Kerngeschäft stehende Geschäftsfelder. Gmail, Google Maps und AdSense entstanden in dieser Kategorie.
- 10 % der Ressourcen werden für völlig neue und disruptive Ideen verwendet. Moonshot-Projekte wie Waymo (selbstfahrende Autos) oder die Loon-Ballons (Internet in abgelegenen Gebieten) sind so entstanden.
Durch diese Strategie stärkt Google das Kerngeschäft. Gleichzeitig lässt der Gigant genug Raum für Innovation und Wachstum in verwandten und neuen Bereichen. Viele der bahnbrechenden Produkte (z. B. Gmail, Google News) wären ohne dieses Modell wohl nie entstanden.
„We run this company on questions, not answers.“
Eric Schmidt
Ganz schön Nobel
Mit diesem 70-20-10-Modell hat Google die Welt nicht nur in einem Bereich verändert. Es führte nicht nur zur Marktbeherrschung und bahnbrechenden Produkten, sondern auch zu zwei Nobelpreisen im Jahr 2024.
Im Jahr 2024 wurden zwei Nobelpreise vergeben, die die bedeutenden technologische Fortschritte würdigten und auch mit Google in Verbindung stehen.
Nobelpreis für Physik 2024
Der Nobelpreis für Physik 2024 steht im engen Zusammenhang mit Googles Forschungstätigkeit.
Preisträger 2024 sind John J. Hopfield und Geoffrey Hinton.
Die Begründung lautet „Für grundlegende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzwerken ermöglichen.“ nobelprize.org Ihre Arbeiten legten den Grundstein für moderne KI-Technologien, die in vielen Google-Produkten Anwendung finden.
Hinton war von 2013 bis 2023 bei Google tätig, nachdem das Unternehmen sein Start-up DNNresearch Inc. übernommen hatte. Während dieser Zeit arbeitete er an der Weiterentwicklung von neuronalen Netzwerken und maschinellem Lernen.
Im Mai 2023 verließ Hinton Google, um offen über die potenziellen Gefahren von KI zu sprechen. Er äußerte große Bedenken hinsichtlich der schnellen Entwicklung von KI und möglichen Risiken für die Menschheit.
Nobelpreis für Chemie 2024
Die Preisträger 2024 sind David Baker, Demis Hassabis und John M. Jumper.
In der Begründung heißt es „Für die Entwicklung der Vorhersage von Proteinstrukturen.“ en.wikipedia.org
Diese Fortschritte in der Proteinstrukturvorhersage revolutionieren biomedizinische Forschung und Entwicklung. Langfristig ist das auch für weitere Gesundheitsinitiativen von erheblicher Bedeutung.
Hassabis gründete 2010 das KI-Unternehmen DeepMind. DeepMind konzentriert sich auf die Entwicklung von allgemeiner Künstlicher Intelligenz (AGI). Im Jahr 2014 wurde DeepMind von Google übernommen. Hassabis blieb als CEO an Bord. Unter seiner Leitung erzielte DeepMind bedeutende Durchbrüche, darunter die Entwicklung von AlphaGo, das den weltbesten Go-Spieler besiegte, und AlphaFold, das die Vorhersage von Proteinstrukturen revolutionierte.
Googles 10 %
Die Arbeiten von Hinton und Hassabis lassen sich in die 10 % Kategorie einordnen, die für transformative und risikoreiche Projekte vorgesehen ist. Ihre Forschung an neuronalen Netzwerken und allgemeiner KI führte zu bedeutenden Innovationen, die über das Kerngeschäft hinausgehen und neue Geschäftsfelder erschließen.
Die Anerkennung dieser Leistungen durch die beiden Nobelpreise 2024 unterstreicht die weitreichende unternehmerische Bedeutung, einen Teil der Ressourcen für visionäre Projekte bereitzustellen, die das Potenzial haben, ganze Branchen zu transformieren.
„Innovation happens when people are free to think, experiment and spectaculate.“
Eric Schmidt
Erfolg im 70-20-10-Takt
Wir können folgende Kerngedanken für andere Unternehmen ableiten:
Strukturierte Innovationsförderung: Es verhindert, dass sich Mitarbeiter in zu vielen Ideen verlieren, aber gibt genug Raum für Kreativität und Innovationen.
Mitarbeitermotivation: Nicht nur Forschenden und Entwicklern wird erlaubt, ihre eigenen Ideen voranzutreiben. Jedes Teammitglied ist angehalten 20 % der Arbeitszeit und Ressourcen für neue Ideen zu verwenden.
Kulturelle Verankerung: Es fördert ein innovatives Mindset im Unternehmen. Hier ist kontinuierliche Innovation selbstverständlich. Nein, es geht auch um die disruptiven Ideen, die viel zu oft in vielen Unternehmen als störend empfunden werden.
Disruptiv zu denken und zielgerichtet wachsen, sind jedoch keine Gegensätze. Doch Kreativität und Innovation ohne Budget sind wie ein Haifisch im Schwimmbad. Grundsätzlich gefährlich zwar, aber leider mit einem sehr begrenzten Radius.
„Always deliver more than expected.“
Larry Page
Kulturelle Unterschiede
Google hat mit dem 70-20-10-Modell in Amerika eine funktionierende Innovationsmaschine geschaffen. In den USA ist das 70-20-10-Modell Teil einer Experimentierkultur. Doch kann dieses Konzept auch in europäischen Unternehmen funktionieren?
Ist das 70-20-10-Modell auch in Europa anwendbar?
Hier lohnt sich ein genauerer Blick auf kulturelle Unterschiede. Während in Unternehmen in den USA eine Trial-and-Error-Mentalität selbstverständlich ist, die Teams daher mutig testen und scheitern dürfen, sind viele europäische Unternehmen wesentlich hierarchischer und risikoscheuer aufgestellt.
Geringere Fehlertoleranz ist hierzulande vorherrschend. In vielen europäischen Firmen ist Scheitern nicht als Lernprozess etabliert. Es wird oft als Misserfolg deklassifiziert. Das Mindset: „Das haben wir schon mal probiert. Es hatte nicht funktioniert“, macht alle weiteren Versuche zunichte.
Striktere Ressourcenzuteilung ist eher ein Hemmnis als ein Fortschrittsfaktor in vielen europäischen Unternehmen. Während Google seinen Mitarbeitenden nicht nur erlaubt, sondern explizit auffordert, 20 % ihrer Zeit für neue Ideen zu nutzen, sind die Teams in europäische Unternehmen oft an effizienzgetriebene Strukturen und Arbeitsprozesse gebunden. Die notwendigen Freiräume für Disruptionen sind einfach noch nicht vorhanden.
Top-down-Entscheidungen dominieren. In den USA fördern Unternehmen oft eine experimentierfreudige Bottom-up-Kultur. In Deutschland oder Frankreich hingegen dominieren hierarchische Strukturen, in denen Innovationen oft von oben ‚freigegeben‘ werden müssen. Das lässt viele kreative Innovationen schon im Keime ersticken.
Die europäischen Unternehmen begründen ihre Haltungen damit, sie seien stärker auf langfristige Planung fokussiert. Aber ist diese Strategie wirklich langfristig so erfolgreich? Wenn wir auf Google, Nvidia und Apple schauen, kommen uns da leichte Zweifel auf.
Aspekt | Klassisch | |
Fehlertoleranz | Hoch: Trial & Error | Gering: Fhler vermeiden |
Ressourcen für Neues | 10 – 30 % für Innovationen | Oft unter 5 % |
Hierarchie | Flache Strukturen | Oft stark hierarchisch |
Ansatz | Bottom-up, Experimentierfreude | Top-down, Planungsfreude |
Wie kann 70-20-10 hier funktionieren?
Um das Modell erfolgreich anzupassen, sollten europäische Unternehmen bei der Implementierung Folgendes beachten:
„Innovationszeiten“ fest in den Arbeitsalltag integrieren. Schaffen Sie die nötigen Freiräume beispielsweise durch Innovationssprints oder Hackathons, ohne die Produktivität wirklich zu gefährden.
Strukturierte Innovationsbudgets schaffen. 30 % -10 % des Entwicklungsbudgets für disruptive Ideen zu reservieren, lässt die Unternehmen nicht nur auf die Entwicklungen auf der anderen Seite des großen Teiches schauen. Vielleicht wäre das E-Auto von einem europäischen Autoproduzenten entwickelt worden, wenn man sich hier diese Denkfreiheit erlaubt hätte.
Fehlertoleranz in die Unternehmenskultur gezielt einbetten. „Wir machen keine Fehler“ wird in Europa als Exzellenz verstanden. „Wir machen keine Fehler“ bedeutet gleichzeitig auch: „Wir sind nicht innovativ genug.“ Denn wer Neues ausprobiert, ist vor Fehlern nicht gewappnet. Wer Laufen lernt, muss hinfallen. Indem Fehler als Teil des Innovationsprozesses verstanden und gezielt analysiert werden, schaffen Sie den nötigen Freiraum für Innovationen.
Experimentierkultur gezielt fördern. Durch hierarchiefreie interdisziplinäre Teams, die regelmäßig an Zukunftsprojekten arbeiten, pfanzen Sie die Saat, die sich in zukünftigen Ergebnissen niederschlägt.
Unternehmen, die diesen Ansatz kreativ für sich und die eigenen Bedürfnisse anpassen und auch umsetzen, könnten nicht nur von Google lernen, sondern ihn auf ihre eigene Kultur passend zuschneiden und so nachhaltige innovative Erfolge kultivieren.
Metainnovationsfähigkeit: Googles wahre Superkraft
Die meisten Unternehmen wollen innovativ sein. Google hat stattdessen eine Innovationsmaschine erschaffen. Nvidia macht es ebenso.
Das 70-20-10-Modell ist nicht einfach eine Innovationsregel. Es ist eine Metainnovation. Es ist eine Innovation, die sich mit neuen Innovationen beschäftigt und diese ermöglicht.
Genau diese Metainnovationsfähigkeit ist einer der Hauptgründe, warum Google und andere Unternehmen in dieser Liga immer wieder branchenprägende Technologien hervorbringen. Während viele Unternehmen Innovation eher als Glückstreffer betrachten und sich auch so verhalten, hat Google selbst ein System geschaffen, das kontinuierlich bahnbrechende Ideen produziert.
💡 Innovation geschieht auf Knopfdruck. Durch 70-20-10 werden Innovationsprozesse institutionalisiert, statt dem Zufall überlassen.
💡 Skalierbare Kreativität: Google kann nicht nur ein Produkt verbessern, sondern gleich ganze Märkte und Disziplinen umwälzen. Aber Google geht einen entscheidenden Schritt weiter. Es hat ein Modell etwickelt, um sich selbst zu entwickeln. Wir nennen es Metainnovation.
💡 Forschen und Lernen aus der eigenen Innovationsforschung. Das Unternehmen hat geforscht, gelernt und sein Modell über Jahrzehnte optimiert. Es ist ein Meta-Forschen und Lernen über Innovation. Metainnovation
Diese Fähigkeit, nicht nur innovative Produkte, sondern Innovationsmethoden zu entwickeln, unterscheidet Google von Unternehmen, die Innovation nur als bloße Aufgaben oder Projekte betrachten.
Die entscheidende Frage lautet daher: Wie viele Unternehmen haben den Mut, sich nicht nur mit Innovation, sondern mit der eigenen Metainnovationsfähigkeit auseinanderzusetzen?
Ihre Strategie und wir helfen gern
Google hat mit diesem Modell nicht nur Märkte erobert, sondern auch bahnbrechende Technologien und bis hin zur Nobelpreis-gekrönter Forschung hervorgebracht. Doch dieses Prinzip ist nicht nur für Tech-Giganten relevant. Auch Ihr Unternehmen kann davon profitieren.
Das Prinzip ist einfach. Der Schlüssel liegt in der klugen Umsetzung:
- Kerngeschäft schärfen. Welche 70 % Ihrer Ressourcen sichern heute Ihr Geschäft? Wie können Sie dieses durch iterative Verbesserungen verbessern?
- Neue Geschäftsfelder erschließen. Welche 20 % könnten innovative Erweiterungen sein?
- Zukunft gestalten. Welche 10 % investieren Sie in disruptive Ideen, die Ihr Unternehmen auf das nächste Level heben werden?
💡 Innovation braucht Struktur. Kreativität braucht Freiraum. Beides darf sich nicht ausschließen. Es darf Hand in Hand gehen.
Wenn Sie wissen möchten, wie Ihr Unternehmen das 70-20-10-Prinzip betriebs- und branchenspezifisch umsetzen kann, begleiten wir Sie gern auf diesem noch nicht ausgetrampelten Pfad. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, welche Strategie zu Ihrem Business optimal passt.
Machen Sie Ihr Unternehmen zukunftsfähig. Wir zeigen Ihnen, wie.
The journneys ahead
will unite us
in memories.