Unter dem Stichwort der Work-Life-Balance werden aktuell die Erfahrungen mit der Vier-Tage-Woche in Japan zahlreich thematisiert.
Obskur mutet die dazugehörige Diskussion in den Foren an, die sich über die weniger gedruckten Seiten pro Arbeitsstunde, trotz gestiegener Produktivität, entfacht.
Auf den Punkt gebracht: Druckkosten können am besten gespart werden, indem die Mitarbeiter an vier Tagen in der Woche arbeiten, dieses bei individueller Produktivitätssteigerung.
Auch in Deutschland haben wir Erfahrung mit der Vier-Tage-Woche. Volkswagen hat diese aufgrund wirtschaftlicher, sagen wir mal suboptimaler Bedingungen, im großen Maßstab tarifvertraglich im Jahr 1994 eingeführt.
Das war so phänomenal, dass ich mich damals in Form meiner eigenen Diplomarbeit intensiv damit beschäftigt habe. Quasi nebenbei, weil ich die rechtlichen Aspekte untersuchte, habe ich folgende Erkenntnisse gewonnen:
- Die Vier-Tage-Woche oder die Reduzierung der wöchentlichen Regelarbeitszeit eröffnete der Firma eine enorme Flexibilität.
- Eine 20% Arbeitsreduzierung brachte absolut etwa eine 12% Minderleistung. Aufgrund der Multikausalität konnte man es nicht ganz genau zuordnen.
- Die Beschäftigten bei VW hatten, so weit wie es produktionstechnisch möglich war, die Wahl zwischen einem freien Tag pro Woche oder tageweise Arbeitszeitreduzierung. Unternehmensdaten ergaben eine starke Korrelation zwischen Geschlecht und der persönlich favorisierten Arbeitszeitverteilung. Trivial zu erwähnen ist, dass sich die Männer für den freien Tag und die Frauen für die tageweise Variante entschieden hatten. Letzteres erklärten Soziologen mit dem repetativen Pflichtbewusstsein des weiblichen Geschlechts.
- Da die Arbeitszeitverkürzung von der Unternehmensführung via Tarifvertrag den Arbeitnehmern quasi verordnet worden war, arbeiteten viele Beschäftigte noch zusätzlich nebenbei. Diese Problematik trat verstärkt bei Nachtschichten auf, so dass die Beschäftigten unausgeruht ihre Arbeit verrichten, (Vergleichen Sie hierzu Punkt 2).
- Die Problematik der Entgeltgerechtigkeit bekam mit dieser Arbeitszeitvariante eine neue Dimension. Das ist ein ganz heißeses Eisen. Ausführungen hierzu im noch zu schreibenden Blog.
Bleibt zu erwähnen, dass damals der verantwortliche Personalvorstand bei VW Perter Hartz war. Später wurde mir berichtet, dass er meine Diplomarbeit persönlich gelesen und für sehr gut befunden habe. Für den innovativen Entstehungsprozess und die super Zusammenarbeit danke ich auf diesem Wege nochmals sehr.