Eat The Frog für ein fulminantes Management

EAt the Frog - Für große Kröten benötigen wir auch einen großen Mund

Eat the Frog, also Kröten schlucken zu müssen, das Problemfeld kennen wir zu genau. Doch bevor die Kröten uns im Halse stecken bleiben, machen wir lieber eine Gewohnheit daraus und perfektionieren diese.

Kröten schlucken als Metapher

Etwas schlucken zu müssen, wird mit Unannehmlichkeiten verknüpft. Oft schlucken wir den Ärger einfach runter. Kröten zu schlucken, wird als widerlich empfunden. Hochsteigende Empfingungen lassen uns erschaudern. Oftmals werden sie negiert und unterdrückt.

Wenn es um Verarbeitung von Traumata geht, negieren wir oft diese, bis wir uns an ihnen fast ersticken. Traumata einzelner Menschen wirken auf Organisationen nicht zum Vorteil. Auch Organisationen können Traumata entwickeln.

Die Morgenkröte

Das Theaterstück „Die Morgenkröte“ von Viktor Dyk auf Deutsch im Jahre 1908 veröffentlicht, thematisiert die Problematik vorzüglich. „Ich hatte einen Freund, der sagte immer: wenn man durchs Leben kommen will, müsste man eigentlich jeden Morgen eine Kröte schlucken. Dann kann man einigermaßen sicher sein, dass einem tagsüber nichts Ekelhaftes mehr über die Zunge läuft“, heißt es auf ebenda auf Seite 453.

Die Morgenkröte in der Morgenröte schlucken? Das kostet uns große Überwindung. Schlucken wir sie jedoch nicht, verschwindet sie vielleicht für eine gewisse Zeit. Doch sie kommt wieder. Je länger sie weg ist, desto größer wird sie. Aus dem fingernagelgroßen Tier wird eine kopfgroße Amphibie. Diese runterzubekommen ist bestimmt nicht trivial.

Der Bauch ist voll. Die Metapher lässt sich bildlich wahrnehmen. Die riesige Kröte zu verdauen nimmt viel zu viel Kraft und Energie in Anspruch. Wir sind überfordert. Die dafür nötigen Mikroorganismen müssen erst durch die entsprechende Ernährung gezüchtet werden. Genau wie im richtigen Leben: klein anfangen, um größere Sprünge machen zu können.

Eat the Frog – Schluss mit dem Wegschauen

Daher lieber gleich am Morgen die Kröten essen, bevor sie uns den ganzen Tag, die Woche, das Jahr und vielleicht gar das ganze Leben versauen. Weil wir wegschauen. Nach dem Prinzip, was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, stolpern wir von einer Katastrophe in die andere.

Wir wollen viele Probleme schlichtweg nicht wahrhaben. Elon Musk benennt das Problemfeld „Wishfull Thinking“. Blinde Flecken werden wir immer haben. Wir können nicht alles wissen. Wir können auch nicht alles richtig machen. Wir wissen auch nicht, was wir nicht wissen. Das geht allen so.

Jedoch wollen wir einiges, was wir wissen müssten, einfach nicht wahr haben. Wir hören einfach nicht zu, wenn wir etwas wichtiges erfahren könnten. Wir nehmen etwas nicht wahr, weil wir es nicht wahrhaben wollen. Die Wahrheit dringt auch nicht zu uns, weil sich vielleicht die Menschen nicht mehr trauen, uns die Wahrheit zu sagen.

Unsere Welt nehmen wir oft mit einer rosaroten Brille wahr, weil wir uns vor der Wahrheit fürchten. Weil die Wahrheit weh tut. Die Realität ist hart. Sie erfordert viel Mut und Wagnis. Den Hauch des Scheiterns fürchten wir. Und genau darum Scheitern wir nur noch schlimmer.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Wir schlucken die kleinen Kröten nicht zuletzt deshalb, weil Vorsorge anstrengend ist und viel Geld kostet. Aber das macht das Problem jedoch nicht kleiner… Im Gegenteil: es wächst uns über den Kopf. Realitätsverdrängung hat ihren Preis. Nachsorge ist garantiert teurer. Nicht die Vorsorge, sondern die Nachsorge macht uns wirklich arm.

Eat the Frog, bevor es andere ..

Das Problem von Anfang an im Keim zu ersticken, kostet Mühe und Kraft. Es hat seinen Preis. Das Problem wird gelöst. Es verschwindet. Bestenfalls taucht es nicht mehr auf.

Jedoch lässt es unsere Kritiker laut werden: viel zu viel Aufwand, wo es doch gar kein Problem gäbe. Wir hätten aus der Mücke einen Elefanten gemacht. Nein, stopp, falsch: Wir haben die Mücke nicht zu einem Elefanten werden lassen. Aber das dankt uns keiner.

Eat the Frog – auf das richtige Maß kommt es an

Wir wissen genau, welche Problemfelder wir verdrängen. Welche Probleme wir verdauen können und welche noch nicht. Die Neurowissenschaftlerin Caroline Leaf schreibt in ihrem Buch „Beseitige dein mentales Chaos“ auf Seite 260 dazu: „Sei unbesorgt, der unbewusste Teil des Gehirns verfügt über die Weisheit, zu wissen, wie viel du bewältigen kannst“. Deshalb sollten wir uns nicht überfordern. Das Leben sollte nicht ausschließlich aus Problemlösen bestehen.

Eat the Frog und die Organisationsentwicklungstechnik

Auch in Organisationen kommt es auf die Ausgewogenheit an. Wenn die Menschen ständig mit Katastrophen beschäftigt sind, dann sind sie schlichtweg überfordert.

Das Gehirn benötigt mindestens das Verhältnis 3 zu 1: auf eine Problembewältigung drei angenehme Angelegenheiten in Angriff nehmen. Die angenehme und unangenehme Arbeit muss gerecht verteilt werden.

Dann machen wir uns zu Gewohnheit mit der unangenehmen Sache zu starten. Nicht als Kaltstart. Auch wir benötigen eine gewisse Zeit, um erst richtig wach und dann warm zu werden. Dann legen wir richtig los. Und haben einen schönen Tag, eine schöne Woche, ein schönes Jahr und vielleicht ein schönes Leben.