Home-Office, auf Dauer verordnet, bringt einen enormen Leistungsabfall mit sich. Dieser liegt derzeit schätzungsweise bei über 90% der Home-Arbeitnehmer vor, egal ob bei großen Konzernen oder im Kleinstunternehmen. Diejenigen, die es schaffen, auch im Telebereich agil zu arbeiten, beklagen mangelnde Zuarbeit. Stillstand aufgrund unterbrochener geistiger Lieferketten macht sich breit… Wie kann man diesem begegnen – bei sich selbst, in der Organisation und in der Gesellschaft?
Harte und weiche Faktoren
Organisationsentwicklung ist immer ein Zusammenspiel aus den harten und weichen Komponenten. Mal treten die einen in den Vordergrund, mal die anderen. Das hat Prof. Schneider uns, BWL-Studenten, Fach Organisation, mit auf den Weg gegeben, und fügte hinzu: „Sie sind nun ausgebildet Unternehmen zu führen. Sie haben nun das Handwerkszeug.“ Keiner, wirklich keiner, fühlte sich mit Anfang zwanzig dieser Aufgabe gewachsen. Dennoch haben viele von uns diesen Auftrag im Laufe des Berufslebens angenommen. Schauen wir uns nun das Handwerkszeug genauer an.
Handlungsbedarfe erkennen
Wenn Zuarbeit nicht kommt, Termine nicht eingehalten werden, die Mitarbeiter auf Mails nicht reagieren, dann läuft nicht etwas schief, dann läuft es einfach nicht mehr. Doch wie darauf reagieren? Druck erzeugt noch mehr Lähmung. Das mittlere Management fühlt sich selbst machtlos.
Führungskräfte sind den gleichen problematischen, lähmenden Mechanismen ausgesetzt, werden mit neuartigen sachlichen Fragestellungen konfrontiert und sind gleichzeitig in ihrer Führungsrolle neu herausgefordert. Hier entstehen Gaps, die sich kaum noch negieren lassen. Handlungsbedarf besteht auf allen Fronten.
Lösungsbereitschaft keimen lassen
Wir neigen dazu, nur wahrzunehmen was nicht läuft. Fragen Sie sich auch, was noch gut funktioniert. Ein ehrliches „Danke“, verbunden mit Respekt erweitert den Kommunikationsraum enorm. Zuhören, Argumente austauschen, Lösungen aufkeimen lassen.
Fehlende Strukturen im Home-Office
Vor Ort in der Organisation funktioniert alles, mehr oder weniger. Separierung, Notfallbesetzungen oder gar in strukturell wichtigen Bereichen Arbeit mit über 100%-igen Einsatz, stellen keine Probleme dar, da der Sinn leicht vernehmbar ist.
Diese Strukturen, die in der Organisation vor Ort selbstverständlich bestehen, fehlen zu Hause. Es fängt bei der Kleider-un-ordnung an, setzt sich bei der fluiden Arbeitszeit fort und endet noch lange nicht bei einem undefinierten Arbeitsort. Alles droht zu verschwimmen, wenn es nicht bereits untergegangen ist.
Strukturen schaffen im Home-Office Erleichterung
Äußere Strukturen engen uns zwar ein, sie geben jedoch gleichzeitig Orientierung und Halt. Regelmäßige Konferenzen, sagen wir mal um 9 und 15 Uhr täglich, schaffen nicht nur eine sinnvolle Struktur des Arbeitstages, sie erweitern den enorm wichttigen sozialen Austausch untereinander, der zwar wesentlich, aber kaum vorhanden ist, da die zufälligen Treffen auf dem Flur oder Kaffeeküche nicht stattfinden. Ein gemeinsamer Sozialraum fehlt.
Culture for Breakfast
Die rein weichen Faktoren sind ebenbürtig. Wie gehen wir miteinander in dieser Krisensituation um? Kommunikations- und Verhaltensmuster müssen neu austrahiert werden. Bringen Sie einen Korb mit sprachlichen Blumen und frischen Ideen via Telefon, Mail, Skype oder Snapchat mit. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Ich habe es am gestrigen Tage selbst erleben dürfen. Danke an alle Kolleginnen und Kollegen auf diesem Wege! Vor Rührung habe ich mehr als eine Träne verdrückt. In der Krise erleben wir alles viel intensiver, zum Glück auch die Freudentränen.