Der Baum der Erkenntnis


Erkenntnis hat etwas mit Lernen zu tun. Und Lernen bedeutet: vorbereiten – teilnehmen – nachbereiten. So wurde es mir beigebracht. Später wurde es durch die Vorbereitung – Durchführung und Nachbereitung eigener Übungen, Seminare und Vorlesungen ergänzt. Erweitern konnte ich das auch durch das eigene Schreiben. Aber das ist längst noch nicht alles!

Systemische Grundlagen

In Vorbereitung auf ein „Systemisches Coaching“ Seminar wollte ich das Buch von Humberto Maturana und Francisco Varela „Der Baum der Erkenntnis“ (1984) wieder zur Hand nehmen und die Wurzeln der systemischen Theorie erneut inspizieren.

Also wühlte ich in meinen guten alten Büchern und Unterlagen. Es kamen zahlreiche systemische Grundlagen-Werke von Niklas Luhmann (Soziale Systeme, Organisation und Entscheidung), Paul Watzlawick (Anleitungen zum Unglücklichsein) und Peter Krieg (Das Auge des Betrachters) sowie Hans-Jürgen Warnecke (Die fraktale Fabrik) zum Vorschein. Jedoch ist das gesuchte Buch vom Erdboden verschwunden – zumindest vom Arbeitszimmer, Keller und Dachboden einschließlich der Dachluken.

Nicht gesucht, aber gefunden

Gefunden habe ich vieles: ein altes Poesiealbum mit dem Eintrag:

Mach es wie die Sonnenuhr,
zähle die heiteren Stunden nur.

Danke an Sandra Kern. Hier sind die Grundpfeiler der positiven Psychologie in einem Spruch zusammengefasst. Es trug auch zum Namen „Sunort“ bei.

Meterweise Mitschriften, Kopien, Bücher zu den Themen Personalmanagement, Organisation und Unternehmensführung habe ich durchstöbert. Dabei habe ich viel Material für diesen Blog gefunden, aber keine Angst, wir bleiben aktuell.

Denn leider muss ich im praktischen Organisationsalltag feststellen, dass die „alten“ Theorien nun langsam, aber sicher Einzug finden. Hier besteht genug Handlungs- und Schreibbedarf …

Zurück blieb ich vorerst ohne mein so geliebtes Buch. – Ich habe in Universitätsbibliotheken, beim heimischen Buchhändler meines Vertrauens und unvergleichlich gut sortiertem Buchfachhandel neue Literatur erspürt, verschlungen und werde darüber berichten.

Warum ich das mache? Ich bin den hier zuvor vorgestellten Sieben-Stufen-Pfad gegangen.

Nun kann ich es für mich mit einem Janis Joplin Zitat beantworten:
Für mich ist es die einzige Art zu sein.

„It´s the only way to be.“

Janis joplin

Warum ich genau das Buch „Der Baum der Erkenntnis“ unbedingt nochmals mir vornehmen wollte? In Erinnerung hatte ich Maturanas und Varelas These, dass das Lernen mit „Selbsterkenntnis“ zu tun hat. Das wollte ich genauer nachlesen und darüber schreiben.

Mittlerweile ist das geliebte Buch wieder aufgetaucht. Hier ist es genau auf den Punkt gebracht:

Erkennen ist effektives Handeln;
und indem wir erkennen,
bringen wir uns selbst hervor.

Maturana und Varela,
Baum der Erkenntnis
Seite 262

Beim Suchen gewinnen wir sehr viele schöne Selbsterkenntnis-Momente. Diese können wir mit der praktischen Einsicht verbinden, dass das Lernen auch mit dem Suchen zu tun hat.

Die Neugier sollte sich die Lernende immer bewahren und so zu Forschenden werden. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Erkenntnis mit dem Handeln unmittelbar verbunden ist. Die besten Erkenntinsse führen zu Innovationen.

Erkenntnis ist vor allem eine forschende Geisteshaltung

Am Baum der Erkenntnis naschen. Quelle: Maturana, H.R., Varela, F.J.: Baum der Erkenntnis, S. 153.

Oftmals findet der Suchende dann nicht genau das, was er zuvor erdachte, aber dafür neue Erkenntnisse, die er vorab nicht auf dem Schirm hatte. Beispiele aus der Geschichte gibt es genug. Ganze Kontinente wurden auf diese Art entdeckt.

Erkenntnisgewinnung hat folglich auch mit dem neugierigen Suchen zu tun.

Mit Empathie die forschende Neugier aufrechterhalten, das ist ein frischer Blickwinkel auf die forschende Organisation. Das innovative Handeln bleibt bei der forschenden Organisation das A und O.

Die Früchte vom „Baum der Erkenntnis“ sind sehr lecker. Sie sind nicht nur in Büchern, Forschungspublikationen, Suchmaschinen und der künstlichen Intelligenz wie ChatGPT zu finden, sondern auch durch das eigene forschende Handeln. Das eigene Leben können wir so nicht nur als unsere größte Fallstudie begreifen, sondern auch als Möglichkeit, innovativ tätig zu sein.

Achtung, der Verzehr lässt neue Synapsen entstehen.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 06.11.2019. Er wurde zuletzt aktualisiert am 01.06.2023


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