Scheitern lernen!

1+1=3 und vorbei

Scheitern, das ist die erfolglose Verfolgung eines Zieles. Warum ist aber Scheitern dennoch grundlegend wichtig? Und wie geht das richtige Scheitern? Können wir das Scheitern lernen? Wir meinen ja. Wir sollten es sogar perfektionieren.

Eine verbrannte Pizza, Misserfolg am Markt oder fehlerhafte Produkte – das Scheitern ist allseits bekannt und leider auch verkannt! Sich zu eigenen Fehlern oder Misserfolgen zu bekennen, das fällt schwer, auch sich selbst gegenüber.

Forschendes Handeln

Innovation, der Mut, etwas Neues zu wagen, birgt Risiko des Scheiterns in sich. Ein altes Sprichwort lehrt uns: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Wer nicht wagt, verliert auch nicht. Deshalb wird das Risiko oft mehr gemieden als geliebt. Dieses Prinzip wird auch Risikoaversion genannt. Wir sichern uns ab, um zu überleben. Das tun wir als Mensch, als Organisation und als Gesellschaft. Damit sichern wir unseren Status quo und verteidigen diesen. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass wir das Innovative zu sehr bekämpfen. Forschendes Mindset braucht kreative Freiheiten, um sich voll entfalten zu können.

Wenn ich immer die gleiche Pizza backe, werde ich nichts Neues erfinden. Nur wenn wir bereit sind, Neues auszuprobieren, können wir weiterkommen, auch auf die Gefahr hin scheitern zu können. Versuch und Irrtum sind die Prinzipien des forschenden Handelns.

Ausprobieren, mutig sein, Neues wagen, Innovationen, Entdeckungen, Erfindungen, geniale Ideen – manchmal aber leider knapp daneben.

Was nun? Was ist zu tun?

Scheitern lernen heißt zuerst Scheitern erkennen

Das Scheitern muss zuerst erkannt werden wollen. Das Verfehlen eines Ziels muss innerlich zugegeben werden. Oft helfen uns äußerliche Reize. Eine verbrannte Pizza ist leicht zu erkennen. Weder sieht diese gut aus, noch riecht sie gut und schmecken tut sie auch nicht. Bei jeder Fehleranalyse ist daher erheblich, dass wir alle unsere Sinne nutzen. Wir dürfen nicht wegschauen und unsere Sinne verschließen, sondern diese bestmöglich einsetzen.

Ferner ist zu verhindern, dass Misserfolge in Erfolge umgedeutet werden. Vorsicht ist daher vor Betriebsblindheit und sonstigen blinden Flecken geboten. Ansonsten laufen wir im berühmten Hamsterrad und freuen uns fälschlicherweise, dass es so schnell vorangeht.

Andrerseits gibt es auch am Beginn des organisatorischen Heilungsprozesses auch die Erstverschlimmerung.
Achtung: Hier lauert eine Deutungsfalle.

Analyse des Scheiterns

Zum Scheitern lernen gehört daher die genaue Analyse des Scheiterns. Das Scheitern kann in der Ziel-, Mittel- und / oder in der Umsetzungsebene begründet sein.

Scheitern lernen auf der Zielebene

Oftmals scheitern wir, weil die grundlegende Zielebene viel zu wenig Beachtung findet. Sie wird als etwas Selbstverständliches vorausgesetzt, was sie jedoch keinesfalls ist. Die grundlegende Zielebene wird einfach nicht thematisiert:

  • Welche Vision haben wir? Ist diese auch jedem bewusst?
  • Unternehmen wir auch die richtigen Dinge?
  • Wurden auch die richtigen Teilziele gewählt?
  • Haben wir etwas Wichtiges übersehen?

Hier sind wir auf der Ebene der Effektivität. Effektivität ist das Maß der Zielerreichung. Während die Effizienz häufig penibel nachverfolgt wird, wird allzu oft die Effektivität sträflich vernachlässigt.

Die Effektivität ist jedoch für den Erfolg die entscheidende Variable. Es bringt wenig, die falschen Ziele effizient zu verfolgen. Daher muss die Effektivität in das Zentrum des Bewusstseins und des Controllings hineingelangen.

Scheitern lernen auf der Mittelebene

Wenn das richtige Ziel visionskompatibel gefunden wurde, dann schauen wir uns die gewählten Mittel genau an. Denn die richtigen Mittel zu wählen, um ein Ziel zu erreichen, das ist das Handwerkszeug der Organisationsentwicklung. Das genau zu überprüfen ist die Sache des Controllings.

Wenn ich meinen Mitarbeitern etwas beibringen will, dann kann ich stundenlange, wohlausgeklügelte Monologe samt gut aufbereiteter Daten halten. Diese Vorgehensweise wäre jedoch wenig zielführend. Denn lange Monologe lassen jeden Zuhörer ermüden und ausufernde Daten erschlagen einfach auch den Letzten. Das Scheitern wäre hier auf der Mittelebene zu verorten. Denn Dialoge sind langen Monologen vorzuziehen. Die Mitarbeiter selbst etwas herausarbeiten zu lassen, ist wesentlich besser, als alles selbst vorzulegen.

Auch das beste Vorturnen bringt für sich allein relativ wenig. Denn die Turner müssen auch selbst die Übungen immer wieder turnen, um selbst turnen zu können.

Wenn diese fehlende Effektivität auf der Mittelebene dann auch noch den ‚unmotivierten Mitarbeitern‘ angelastet wird, dann wird das Scheitern, das auf der Mittelebene eine Organisationsstufe höher richtigerweise zu verorten wäre, auch noch zusätzlich falsch zugeschrieben. Leider werden die Fehler viel zu selten bei sich selbst gesucht.

Scheitern auf der Umsetzungsebene

Nun gelangen wir zur Analyse des Umsetzungsprozesses. Welche Fehler wurden bei der Durchführung des Prozesses gemacht?

  • Ist das Produkt / die Dienstleistung fehlerhaft?
  • Ist die Intensität richtig gewählt?
  • Stimmt der Preis? Richtiger Ort? Richtiger Zeitpunkt / Zeitraum?

Denn nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist – aber ist es wirklich so weit? Oder sind wir der Zeit voraus? Nein, nicht hinterher, das sind wir nun wirklich nicht.

Folgen des Scheiterns

Wie gehen wir mit dem Scheitern um?

Wenn wir das Scheitern bloß als Makel sehen, hat das selten gute Folgen.

Denn das Blame-Game ist ein Spiel mit vielen Verlierern. Sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben, um von eigenen Misserfolgen abzulenken, führt langfristig nur zu Retourkutschen, die für die gesamte Organisation bestimmt nicht von Vorteil sind.

Wir haben grundsätzlich drei Möglichkeiten, um das Scheitern produktiv zu nutzen:

  • Weitermachen wie bisher und nicht aufgeben
  • gezielte Änderungen vornehmen und die Auswirkungen genau beobachten und analysieren
  • Aufhören und somit Raum für Neues schaffen

Wird weitergemacht, dann kann es passieren, dass Lose-lose-Situationen entstehen. Dann sind die Kosten höher als der Nutzen. In diesen Konfliktsituationen geht es nur um das vermeintliche Gewinnen, der Preis wird zur Nebensache. Ein Sieg sollte daher nicht zum Pyrrhussieg mutieren. Denn dieser viel zu teuer erkaufter Erfolg ist dann in Wirklichkeit nur ein Verlust für alle Parteien.

Scheitern lernen

Fehler erkennen, analysieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen – wir sollten das Scheitern richtig gelernt haben, um daran wachsen zu können.

Das ist die Kunst der Forschenden Organisation.

Anderes wachsen zu lassen und daran auch selbst zu wachsen – aber nicht am Gras ziehen, denn es wächst dadurch bestimmt nicht schneller.

Das ist der erste Blog-Beitrag auf Sunort.eu
Dieser Artikel wurde zuletzt am 20. April 2024 um 15.15 Uhr aktualisiert.


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