„Er fühlt nicht, was heute cool ist, er fühlt, was cool sein wird“, stellte Pamela Kerwin über Steve Jobs heraus. Herausragend dabei ist, dass die Antizipationsfähigkeit nicht nur auf Faken zielt. Vielmehr sind die Emotionen mindestens ebenbürtig. Jedoch wenn wir die dritte Dimension hinzunehmen, beleuchten wir die Antizipationsfähigkeit erst vollständig.

Antizipationsfähigkeit im Sport

Die Sportart ist egal, ob Fußball, Formel 1, Fechten oder welche Sportart auch immer: Wenn die Taktik des Gegners durchschaut wird, dann ist halb gewonnen. Deshalb wird alles unternommen, dass der eigene Zug unkalkulierbar bleibt. Der Torwart darf nicht schon vorab die richtige Ecke ahnen. Das Spiel ist zum großen Teil auch ein Psychospiel.

„Mit den Jahren merkst du, dass du nicht so viel laufen musst, wenn du das Spiel gut liest und die Gegner durchschaust“, führt Hilton die Vorteile der Antizipationsfähigkeit aus. „Einen Lionel Messi kannst du nicht stoppen, auch wenn du weißt, was er machen wird. Aber die übrigen Fußballspieler sind sterblich, und die Anzahl ihrer Spielzüge ist begrenzt. Wenn du so alt bist wie ich, hast du sie alle schon mal gesehen“, erklärt Hilton, der älteste Feldspieler der fünf großen Fußballligen Europas. Gleichzeitig zeigt er auch die Grenzen auf.

Antizipationsfähigkeit im Business

„Kenne die Pläne deiner Chefs genau. So kannst du antizipieren, wo sich in Kürze neue Optionen auftun werden, zum Beispiel durch die Eröffnung eines neuen Standortes oder die Expansion in ein neues Marktsegment. Dann kannst du dich nicht nur auf entsprechende Veränderungen vorbereiten, sondern auch dein Timing exakt abstimmen: Hast du „zufällig“ Ressourcen frei, wenn das neue Projekt gestartet wird, ist es umso wahrscheinlicher, dass dir der Hut dafür aufgesetzt wird“, lautet die Empfehlung von t3n.

Reicht das? Oder geht da noch mehr?

Viel besser ist jedoch, selbst neue Optionen zu erkennen. Schlagen Sie selbst vor, wo sich ein neuer Standort, ein neues Produkt oder eine Dienstleistung anbieten würde. Machen Sie selbst Vorschläge zur Expansion. Neue Marktsegmente zu erkennen, ist auch bloß eine Übungssache.

Sehen Sie, was andere noch nicht sehen.
Wissen Sie, was andere noch nicht wissen.
Verstehen Sie, was andere noch nicht verstehen.
Fühlen Sie, was andere noch nicht fühlen.
… und die Welt wird Ihnen gehören!

ED Sprott

Antizipationsfähigkeit und Neuroplastizität

Die Fähigkeit des Gehirns, seinen Aufbau und seine Funktionen so zu verändern, dass es optimal auf neue Anforderungen reagieren kann, können wir gut bei der Antizipationsfähigkeit nutzen.

Auch bei der Antizipationsfähigkeit heißt es üben, üben, üben. Besser jedoch: üben, reflektieren, üben, reflektieren …

Genau wie wir beim Autofahren nicht ohne die Antizipationsfähigkeit auskommen, brauchen wir diese in allen anderen Lebensbereichen, vor allem im Business. Doch nicht nur die Beachtung aller Lebensbereiche ist wichtig. Bei der Betrachtung der Antizipationsfähigkeit müssen wir auch allen neuronalen Funktionen Beachtung schenken. Wir kennen die drei Grundfunktionen: kognitive, affektive und konative Ausrichtung.

Kognitive Antizipation

Die kognitive Antizipation bezieht sich auf die Zahlen, Daten und Fakten. Hier stellen und beantworten wir Fragen wie diese:

• Wie werden sich die Fachkräftezahlen entwickeln?
• Wie werden sich die Marktanteile verschieben?

Auch im Business hat sich schon lange herumgesprochen, dass Zahlen nicht die ganze Wirklichkeit abbilden.

Daten und Fakten bieten bloß eine Form der Zukunftsausrichtung. Diese kognitive Antizipation ist eine Möglichkeit der Vorwegnahme des Geschehens.

Affektive Antizipation

Eine weitere Dimension ist die affektive Ausrichtung. Diese bezieht sich auf die emotionale Zukunftsgerichtetheit. Steve Jobs wusste, was cool sein wird.
Wissen wir das auch? Und vor allem: Sind wir wirklich bereit, unsere Strategie konsequent danach auszurichten? Das fällt nicht leicht. Denn mit Zahlen können wir gut umgehen und gut argumentieren, mit Gefühlen wird es wesentlich schwieriger.

Konative Antizipation

Die konative Ausrichtung bezieht sich auf die Zielebene des Entscheidungsträgers. Sie bietet vielleicht die weiteste und damit die beste zukünftige Orientierung.

• Welche Absichten und Intensionen werden entscheidend sein?
• Welches werden die zukünftigen Leitlinien der Kunden sein?
• Was wird am Markt wirklich zählen?
• Wonach werden die Menschen streben?

Harte Nüsse knacken

Bereiten Ihnen diese Fragen mehr Sorge als Freude?

Einfach geht anders. Das wissen wir auch. Jedoch darf das nicht unser Anspruch sein.

If you anticipate the coming of troubles,
you take away the power
when they arrive.

seneca

Anspruch der Forschenden Organisation lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

Zuversichtlich die beste Entwicklung aktiv ansteuern, jedoch auf das schlechteste Szenario vorbereitet sein.

Hope for the best, be prepared for the worst.

Das war gestern. Heute forcieren wir:

Explore the best, be prepared for the worst.

Enjoy the future.

Ed Sprott

Artikel zuletzt aktualisiert am 22. Dezember 2022